⚠️ Spoiler-Warnung ⚠️
Diese Kritik enthält zentrale Handlungsdetails aus allen bisherigen Staffeln.
Kaum eine Serie der letzten Jahre hat eine so bedrückende und gleichzeitig faszinierende Wirkung entfaltet wie The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd. Basierend auf dem Roman von Margaret Atwood entwirft die Serie ein erschreckendes Bild einer nahen Zukunft: Nach Umweltkatastrophen, Verseuchung und sinkender Geburtenrate wird aus den USA der totalitäre Gottesstaat Gilead. Unter Berufung auf Bibelverse errichtet die neue Elite ein Regime, das Frauen systematisch entrechtet und sie in streng getrennte Rollen zwängt.
Besonders grausam ist das Schicksal der sogenannten Mägde. Sie sind die wenigen verbliebenen fruchtbaren Frauen und werden gezwungen, Kindern für die Kommandanten zu gebären. In roten Gewändern und weißen Hauben führen sie ein Leben im Zwang, ständig unter Beobachtung und ohne eigene Rechte. Ihnen gegenüber stehen die Ehefrauen der Kommandanten, in grüner Kleidung, die zwar in relativer Sicherheit leben, aber ebenfalls der strikten Kontrolle des Systems unterworfen sind. Marthas übernehmen häusliche Dienste, während die gefürchteten Tanten die Mägde indoktrinieren und überwachen.
Im Zentrum steht June Osborne, die nach dem Putsch von ihrer Familie getrennt wird. Ihr Mann Luke schafft es nach Kanada, ihre Tochter Hannah bleibt in Gilead zurück. June selbst wird zur Magd und erhält den Namen Desfred, da sie dem Kommandanten Fred Waterford zugeteilt wird. Gemeinsam mit dessen Frau Serena Joy erlebt sie die brutale Realität Gileads.
Die Serie begleitet Junes verzweifelten, aber auch mutigen Kampf. Mehrfach versucht sie zu fliehen, schließt sich dem Widerstand an und riskiert alles, um ihre Tochter zurückzubekommen. In einer der stärksten Wendungen gelingt es ihr, zusammen mit Verbündeten mehr als 80 Kinder außer Landes zu bringen – ein Schlag gegen das Regime, der Mut macht. Doch Gilead bleibt gefährlich. Als Fred Waterford später nach Kanada ausgeliefert wird, sorgt June dafür, dass er keine Schonung erfährt: In einer intensiven Szene rechnet sie mit ihm ab. Von da an steht sie mehr denn je zwischen dem Wunsch nach Rache, dem Schutz ihrer Kinder und dem Versuch, mit Luke ein neues Leben zu führen.
Atmosphäre und Schauspiel
Die Serie lebt nicht nur von ihrer düsteren Vision, sondern auch von ihrer einzigartigen Inszenierung. Die langen, stillen Einstellungen, das kalte Farbkonzept und die bedrückende Bildsprache erzeugen eine Atmosphäre, die man fast körperlich spürt. Elisabeth Moss liefert als June eine herausragende Leistung – ihre Blicke, ihr Schweigen, ihre Momente von Wut und Stärke gehören zu den intensivsten Schauspielleistungen der letzten Jahre. Auch die Nebenfiguren, allen voran Serena Joy, sind vielschichtig und zeigen, dass selbst Täterinnen in diesem System nicht frei sind.
Parallelen zur Gegenwart
So fiktiv Gilead auch wirkt, die Serie ist mehr als reine Dystopie. Sie zeigt, wie schnell ein Staat kippen kann, wenn Demokratie, Rechte und Freiheiten Schritt für Schritt abgebaut werden. Unter dem Deckmantel „moralischer Werte“ werden Menschen entrechtet – ein Szenario, das angesichts des aktuellen politischen Rechtsrucks in vielen Ländern bedrohlich real wirkt. The Handmaid’s Tale ist deshalb nicht nur spannende Unterhaltung, sondern auch eine mahnende Warnung: Wehret den Anfängen!
Fazit
The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd ist kein leicht verdauliches Serienerlebnis, sondern eine beklemmende, intensive und gesellschaftlich hochrelevante Produktion. Sie verbindet Spannung, bedrückende Atmosphäre und großartige Schauspielkunst zu einem echten Meisterwerk. Wer sich für anspruchsvolle, tiefgründige Serien interessiert, kommt an diesem Werk nicht vorbei.
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Zusammenfassung
Gesellschaftsordnung in Gilead
Frauen sind ihrer Rechte beraubt und in feste Rollen eingeteilt:
Ehefrauen (in grünen Kleidern): verheiratet mit Kommandanten, oft unfruchtbar, leben in relativer Sicherheit, aber ohne Macht über ihr eigenes Leben.
Marthas (grau): dienen im Haushalt als Köchinnen und Helferinnen.
Mägde (rot mit weißen Hauben): fruchtbare Frauen, die gezwungen werden, Kindern für die Herrscherfamilien zu gebären.
Hauptfigur: June / Desfred
Im Mittelpunkt steht June Osborne, die nach dem Staatsstreich von ihrer Familie getrennt wird.
Ihr Mann Luke schafft es nach Kanada.
Ihre Tochter Hannah bleibt in Gilead.
June selbst wird zur Magd und erhält den Namen Desfred („Of-Fred“, also „von Fred“), da sie dem Kommandanten Fred Waterford zugeteilt ist.
Sie ist gezwungen, das brutale „Zeremoniell“ über sich ergehen zu lassen: Geschlechtsverkehr mit dem Kommandanten – beobachtet von dessen Frau Serena Joy Waterford.
Staffelübergreifende Entwicklung
Staffel 1: June arrangiert sich notgedrungen mit dem Leben bei den Waterfords, beginnt aber vorsichtig, Kontakte zum Widerstand Mayday aufzubauen.
Staffel 2: June wird schwanger und versucht mehrfach zu fliehen. Ihre neugeborene Tochter Nichole kann am Ende dank ihrer Freundin Emily nach Kanada gebracht werden. June bleibt zurück, um Hannah nicht aufzugeben.
Staffel 3: June baut ihren Widerstand weiter aus. Am Ende gelingt die Rettung von über 80 Kindern, die nach Kanada ausgeflogen werden – ein schwerer Schlag für Gilead.
Staffel 4: Fred Waterford wird nach Kanada gebracht, doch June sorgt dafür, dass er nicht ungestraft davonkommt. Gemeinsam mit anderen Frauen wird er in einer Waldszene brutal hingerichtet. June ringt nun mit ihrem Rachehunger und der Beziehung zu Luke.
Staffel 5: Serena verliert zunehmend Macht und Sicherheit, während June weiter zwischen Kanada und Gilead gefangen bleibt. Sie kämpft mit ihrer Wut, ihrem Trauma und der Hoffnung, Hannah irgendwann befreien zu können.
Die Geschichte endet (bis jetzt) offen: Gilead besteht weiter, doch der Widerstand wächst, und Junes Kampf ist noch lange nicht vorbei. Staffel 6 ist anscheinend auch verfügbar.
🎭 Bewertung
Spannung: Die Serie bleibt durchgehend nervenaufreibend. Jede Szene trägt ein Gefühl der Bedrohung – man weiß nie, ob jemand verraten, bestraft oder getötet wird.
Atmosphäre: Die Inszenierung ist extrem beklemmend. Die Farben der Kleidung, die kühle Bildsprache und die Stille in vielen Szenen erzeugen eine bedrückende Intensität, die fast körperlich spürbar ist.
Schauspiel: Besonders Elisabeth Moss (June/Desfred) trägt die Serie mit einer unfassbar intensiven Darstellung. Ihre Mischung aus innerer Stärke, Verzweiflung und Zorn macht die Serie emotional unglaublich stark.